Die kleine Teegesellschaft – Erwartungen, Kontrolle und die Freiheit des Seins
Erinnerst du dich daran, wie du als Kind vielleicht eine Teegesellschaft gespielt hast?
Ganz in deiner eigenen Welt, mit Puppen, Kuscheltieren oder Fantasiefiguren? Vielleicht hast du einen imaginären Tisch gedeckt, Teetassen verteilt und so getan, als wäre alles genau so, wie es in deinem Kopf perfekt war. Doch dann kam jemand dazu – ein Freund, deine Mutter oder ein Geschwisterkind – und plötzlich stimmte etwas nicht. "Nein, das musst du so machen!" hast du vielleicht gesagt, als sie die Tasse falsch hielten oder den Tee nicht „richtig“ einschenkten.
Warum haben wir so reagiert? Warum war es damals so wichtig, dass alles nach unseren Vorstellungen lief?
Erwartungen und die Illusion der Kontrolle
Schon als Kinder lernen wir, dass es „richtig“ und „falsch“ gibt. Wir schaffen uns in unserer Fantasiewelt eine Ordnung, die uns Sicherheit gibt. Wir möchten, dass alles so abläuft, wie wir es uns vorstellen, weil es uns ein Gefühl von Kontrolle und Harmonie vermittelt. Wenn jemand diese Ordnung stört, empfinden wir das als falsch. Aber ist es wirklich falsch, oder entspricht es nur nicht unseren Erwartungen?
Dieses Muster begleitet uns oft bis ins Erwachsenenalter. Wir tragen Vorstellungen davon, wie die Dinge „sein sollten“, in unsere Beziehungen, in unsere Arbeit und in unseren Alltag. Jemand handelt nicht so, wie wir es uns wünschen, und plötzlich fühlt es sich an, als sei etwas „nicht richtig“. Aber was genau ist hier falsch? Ist es die Handlung des anderen – oder unsere eigene starre Vorstellung davon, wie die Dinge laufen sollten?
Die Freiheit des Seins
Stell dir vor, du könntest jede Erwartung loslassen. Stell dir vor, du würdest die Teegesellschaft nicht als Gastgeber leiten, sondern als stiller Beobachter erleben. Was würde geschehen, wenn du deinem Freund erlauben würdest, die Tasse auf seine Art zu halten, den Tee zu „verschütten“ oder die Regeln völlig zu ignorieren? Vielleicht würdest du eine neue Perspektive entdecken – eine Freiheit, die nur entstehen kann, wenn wir die Kontrolle loslassen.
Diese Freiheit liegt in der Akzeptanz dessen, was ist. Sie lädt uns ein, jeden Moment als einzigartig und vollkommen anzunehmen – auch wenn er nicht unseren Erwartungen entspricht. Sie erinnert uns daran, dass „richtig“ und „falsch“ oft nur Konstrukte unseres Egos sind, die darauf bestehen, dass die Welt unseren Vorstellungen folgen muss.
Ein Weg zur inneren Harmonie
Wenn wir beginnen, die Welt weniger durch die Linse unserer Erwartungen zu sehen, können wir eine tiefere Harmonie finden. Wir erkennen, dass andere Menschen und ihre Handlungen nicht dazu da sind, uns zu gefallen oder unseren Vorstellungen gerecht zu werden. Jeder von uns lebt in seiner eigenen inneren Teegesellschaft – und das ist wunderschön.
Vielleicht lohnt es sich, heute einmal innezuhalten und zu fragen: Wo halte ich noch an meinen Vorstellungen fest? Kann ich loslassen und zulassen, dass das Leben sich auf seine eigene, perfekte Weise entfaltet?
Die kindliche Teegesellschaft erinnert uns daran, dass wir alle lernen dürfen, unsere Erwartungen loszulassen und die Vielfalt des Lebens zu genießen. Denn wahre Freiheit entsteht, wenn wir nicht mehr versuchen, alles zu kontrollieren, sondern uns dem Moment hingeben – so, wie er ist.
Abschließender Gedanke
Die Welt ist kein Ort, der unseren Erwartungen folgen muss. Sie ist ein Tanz aus unendlicher Vielfalt und unendlichem Sein. Lass uns gemeinsam lernen, diesen Tanz zu lieben, ohne ihn choreografieren zu wollen. Denn genau darin liegt die wahre Schönheit des Lebens.
In Liebe
Melanie 💫
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